Nach insgesamt 3,5 Monaten und acht Wochen mit Baby war es gestern dann tatsächlich soweit: ich war wieder einen ganzen Tag bei der Arbeit und zu allem Elend danach auch gleich noch zur Rückbildungsgymnastik. Bedeutet 4:30 Uhr war die Nacht zu Ende, ich habe 6:30 Uhr das Haus verlassen, war 17:00 Uhr noch einmal kurz zum Kuscheln und Stillen daheim und bin danach gleich wieder los bis circa 19:30 Uhr. Fazit: ich war im Arsch und hab mein Baby vermisst, aber ich würde es immer wieder so planen.
Das wird jetzt zwei Tage pro Woche so laufen. Die Illusion, dass man als frisch gebackene Mami mit wenig Nachtschlaf in Teilzeit, die auch noch pünktlich wieder los muss und zwischendrin Milch abpumpt, genauso viel schafft, wie die Frau, die vorher als Vollzeitmitarbeiterin in Mutterschutz gegangen ist, muss ich sowohl den Mamis als auch den Arbeitgebern allerdings erstmal nehmen. Nur ein Beispiel: meine Kollegen sind zur Zeit auf einer Messe in Essen, die habe ich bisher organisiert, aber da will und kann ich nicht hin, weil ich Johanna noch nicht über Nacht alleine lassen möchte und der tägliche Weg zu lang wäre. Na und?: ich leiste dieses Mal quasi Schützenhilfe im Hintergrund und habe diese und jene Sache noch nachgeschickt.
Die Teilzeitarbeit hat für mich im Gegensatz zur Vollzeitmami einen entscheidenden Vorteil: mir geht nicht das ganze Jahr verloren und ich bleibe quasi drin im Job und muss mir nicht nach einem Jahr erstmal alle Abläufe, die sich ja in so langer Zeit - gerade im Marketing - ändern, wieder neu aneignen.
Doch die Sache mit dem Teilzeitjob in der Elternzeit hat durchaus noch mehr gute Seiten:
- Ich komme unter Menschen, die auch noch andere Interessen haben, als die Ausscheidungen meiner Tochter und wie ich sie frühkindlich fördere.
- Mein Mann hat auch zwei Tage in der Woche die volle Verantwortung für Johanna und NEIN, dass ist nicht das gleiche, wie wenn wir beide zu Hause sind. Er hat gestern so viele Windeln gewechselt, wie in der Zeit davor seit ihrer Geburt ;)
- Es erhöht den Grad meiner Zufriedenheit ungemein, auch eine Aufgabe außerhalb meines Haushaltes zu haben.
- Finanziell bringt mir das übrigens noch wenig bis gar nichts, aber alle zukünftigen Eltern von Babys, die ab dem 1.7.2015 geboren werden und somit in den Genuss von Elterngeld PLUS kommen können, sollten sich das glatt mal durchrechnen. Das könnte sich unterm Strich auch noch lohnen.
Nicht falsch verstehen, ich liebe meine Tochter und kann mir zur Zeit nichts schöneres vorstellen, als Mami zu sein. Aber damit alleine wäre ich nun mal nicht zufrieden. Es ist natürlich auch mal nett sich mit anderen Mamis auszutauschen und beim Kaffee einfach nur zu tratschen, aber wirklich verstanden fühle ich mich da oft nicht. Ich denke, die Mischung macht's und ich bin froh einen Arbeitgeber zu haben, der sich darauf eingelassen hat. Gestern Abend war ich der glücklichste Mensch auf Erden, als ich mit Johanna auf der Couch lag, sie sich über meine albernen Singversuche gefreut hat und irgendwann in meinen Armen eingepennt ist. Wenn man das 24 Stunden am Tag hat, weiß man es einfach irgendwann nicht mehr zu schätzen, befürchte ich.
UND: Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen ... obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass das schlechte Gewissen gleich bei der Geburt dauerhaft mitgeliefert wird (impfen? nicht impfen? dieser Kurs und jene Sache? man kann es gar nicht alles richtig machen), fühle ich mich bei dieser einen Grundsatzentscheidung ausnahmsweise wirklich sicher ... denn unsere Motte ist bei ihrem Papa super aufgehoben und ich kann einfach nur eine gute Mama, eine gute Frau, ein gutes Frauchen etc ... sein, wenn ich auch mit mir selbst im reinen und zufrieden bin.
Heute habe ich frei und wir drehen gleich eine große Gassirunde, morgen ist Arbeitstag No. II in dieser Woche und ich freue mich schon drauf.
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Nadine (Dienstag, 27 Januar 2015 15:52)
Also ich finde es total klasse und ich kann dich super gut verstehen. Damals bei meinem ersten Sohn war ich sechs Monate zu hause. Danach habe ich mir einen Job auf 400 Euro Basis gesucht, da ich nur noch genervt, gereizt und unglücklich zu hause war. Ich habe ausser Küche, pampers, füttern und putzen nichts mehr gesehen. Ich kam mir vor wie die persönliche Putze meines Mannes und den Dauerentertainer unseres Babys. Nicht falsch verstehen ich liebe unseren Sohn heiß und innig und ich bin gerne Mama und auch der Haushalt macht mir im Normalfall auch Spaß aber ich hatte eben das Gefühl mich als Person gibt es nicht mehr. Das arbeiten tat wirklich gut. Mein Sohn hat dir Papazeit genossen und mein Mann die zeit auch geliebt. Ich konnte endlich wieder unter Menschen und hab mich wieder vollständig gefühlt. Es hat mich ausgeglichener und ruhiger gemacht und uns als Familie super gut getan. Ich würde es wieder so machen und finde Mamas super die das auch so machen möchten. Klar kann ich auch die Mamas verstehen die gerne die zwei drei Jahre mit ihrem Kind zu Hause sind aber für mich ist es auf Dauer eben nichts. Ich ziehe den Hut vor dir! Liebe grüße und weiter so!!!
Barbara (Dienstag, 23 Februar 2016 15:34)
Hi, Danke für Deine Sichtweise, ich bin auch eine Hundemama und im Marketing tätig. Unser Würmchen ist unterwegs und ich möchte auch nach der Mamazeit (hier in der Schweiz 16Wochen) wieder vollzeit arbeiten, denn genau das was Du schilderst, liegt mir fern.... den ganzen Tag auf dem Spielplatz mit anderen Mamas über Pampers zu reden, dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr.
Übrigens, wir haben uns auch für den Joggster entschieden. Mit Wau und Hü ist man eben täglich im Wald unterwegs. :-)