Ich habe mehrere Jahre Hundeerfahrung, sowohl im Tierschutz, als auch bei uns daheim. Ich habe unheimlich viele Bücher gelesen und vieles an meinen eigenen und auch an fremden Hunden ausprobieren können. Meine zwei Doberweiber sind auch eigentlich ganz gut geraten, finde ich. Trotzdem oder gerade deswegen gehen wir zumindest mit Emma noch regelmäßig zur Hundeschule. Denn eines habe ich da und im Alltag mit meinen zwei Weibsbildern gelernt: man lernt nie aus.
Ohne Training geht es zumindest bei uns nicht
Zuallererst: meine Hunde müssen nicht tanzen und hopsen oder Kunststücke lernen. Jill mit ihren acht Jahren schon gar nicht. Von Schutzdienst, der ja mit vielen Dobis gemacht wird, halte ich auch nicht viel (das ist einfach nichts für mich weichgespülte Hundemami). Doch sie müssen ausgelastet und alltagstauglich sein. Das bedeutet für mich, dass der Hund zufrieden mit sich selbst ist, Spaß an der Arbeit hat, die er tut und mir nicht aus lauter Langeweile die Wohnung zerstört. Aber auch, dass ich mal durch die Stadt laufen, einen Kaffee trinken kann und der Hund wartet bis ich fertig bin. Sie müssen einigermaßen leinenführig sein, aber nicht ständig Gewehr bei Fuss gehen.
All' das funktioniert nur, wenn ich das regelmäßig mit ihnen übe. Waren wir mal ein paar Monate nicht mit anderen Hunden in der Stadt oder zum Alltagstraining, kostet es anfangs schon mal Nerven bis so ein Ausflug einigermaßen gesittet abläuft. Ich merke auch gerade jetzt (wo wir durch die Geburt des Babys und durch die allgemeine Weihnachtspause, mal acht Wochen nicht sehr oft die Möglichkeit hatten, unter der Ablenkung anderer Hunde zu arbeiten) geht die Sache Emma und mir - als Team - nicht mehr so einfach und routiniert von der Hand.
Den sozialen Umgang mit anderen Hunden lernen Welpen am besten in einer gut sortierten Welpenstunde. Doch auch später finde ich es sehr praktisch, einen festen Tag in der Woche zu haben, an dem Emma sich mit ihren Hundekumpels austoben kann und ich mit den Hunden arbeite. Festigen muss man das ganze Training natürlich auch zu Hause bzw. im Alltag, aber ich zumindest sehe meine Fehler im Umgang mit dem Hund oft nicht.
Kleines Beispiel: Jill hat mir nie übel genommen, wenn ich sie den ganzen Tag vollgelabert habe. Das entspricht nun mal meiner Natur. Emma schaltet irgendwann auf Durchzug und behält diesen Zustand dann auch noch, wenn zwischendrin ein Kommando von mir kommt. - ACHTUNG: man muss auch kritikfähig sein, wenn man eine Hundeschule besucht. Die Erkenntnis, dass ich eine Labertasche bin, hat mich kurz - aber hart - getroffen. ;)
Meine beiden Hündinnen Jill und Emma sind überhaupt sehr unterschiedlich. Emma hat nie in ihrem Leben schlechte Erfahrungen gemacht und bleibt auch relativ unbeeindruckt, wenn ich hier mal schreie, weil sie sich selbst am Hundefutter bedient hat oder der Katze beim Spiel hinterher aufs Sofa hopst. Jill fängt sofort an zu schlottern und verzieht sich unter den Tisch, sobald ich nur die Stimme erhebe. Ich muss beide also komplett anders "erziehen" und gebe zu, es hat mich anfangs auch etwas überfordert, wie stumpf Emma ist. ;)
"Hunde brauchen schutz - Ihre Trainer auch"?
Nun ist das mit der Hundeschule und den Hundetrainern so eine Sache: da muss jeder das richtige für sich finden. Die ganze Vereinsmeierei auf dem Hundeplatz ist nichts für mich - Sorry, aber so
ist es eben. Dann gibt es noch die Hundetrainer, die den Hund mit Samthandschuhen anfassen und die, die im Bundeswehrstil schreiend über die Wiese rennen. Wir bevorzugen ein Mittelding. Gut also,
dass es verschiedene Hundeschulen und auch Trainer gibt. Von Hundetrainern, die meinen man müsse den Hund mit Gewalt unterdrücken und ihn "dominieren", Trainern, die tierschutzwidrige Mittel
einsetzen, etc. reden wir hier nicht, die gehören verboten, behördliche Erlaubnis hin oder her.
Nun sind viele Hundeschulen und Trainer gerade in einer Misere, weil die Sache mit dem §11 TierSchG - meiner Meinung nach - ein wenig über die Stränge schlägt. Generell bin ich natürlich für eine Erlaubnispflicht für Hundetrainer. Ich musste auch viele Prüfungen ablegen um meinen Beruf auszuüben. Aber genau wie bei unserem Niedersächsischen Sachkundenachweis (anderes Thema, wir haben den Hundeführerschein gemacht, vielleicht schreibe ich dazu auch mal noch was) ist die Idee super, die Umsetzung aber eher beschissen. Denn nun sind die Hundetrainer im Grunde der Willkür der Veterenäramter und den wildesten Fristen ausgesetzt. Keiner weiß, welche Schulung und Prüfung wird anerkannt und welche nicht. Einige Hundeschulen (vor allem kleinere) haben bereits geschlossen, weil die verlangten Prüfungen für diese behördliche Erlaubnis einfach zu teuer sind.
Auch hier in der Region sind viele Hundeschulen davon betroffen - somit auch ich. Wir gehen gern zur Hundeschule. Natürlich muss kontrolliert und sichergestellt werden, das auch hier Tierschutz eingehalten wird, aber ich denke, die Tatsache, dass das gerade auf lokaler Ebene ohne einheitliche Richtlinien geschiet, ist alles andere als fair.
Mehr Informationen und auch eine Petition findet ihr hier:
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Sabine Ruhrmann (Freitag, 30 Januar 2015 12:50)
Danke für den tollen Bericht und Dein Engagement, wir haben ihn auf unserer Infoseite: https://www.facebook.com/hundetrainersachkunde veröffentlicht.
Liebe Grüße
Sabine
Pedrita Sunshine (Freitag, 30 Januar 2015 13:07)
Sehr schön geschrieben, vielen Dank!
Wir haben den Beitrag in der Gruppe "Hundehalter und der §11" in facebook verlinkt.
Wer Interesse hat, über aktuelle Entwicklungen zum § 11 zu diskutieren und sich zu informieren,
ist als Mitglied der geschlossenen Gruppe herzlich willkommen.
Liebe Grüße
Petra
sylke (Freitag, 30 Januar 2015 21:04)
Ich weiß zwar nicht ob das auch dazu gehört aber das möchte ich auch mal los werden. Ich war jemand der seid dem 10 Lebensjahr angst hatte vor Hunden und es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich konnte die Hunde schon km weit riechen da habe ich die Strassenseite gewechselt. Auch so würde ich ständige negativ beeinflusst durch die Unwissenheit meines Verstandes. Erst durch eine Hundeschule hat sich alles geändert. Ich habe gelernt mich richtig zuverhalten und habe gelernt mit Hunden umzugehen und freue mich jeden Tag aufs neue zur Hundeschule gehen zu dürfen also kann das doch garnicht falsch sein was die Lehrer uns dort bei bringen. Ich bin jedenfalls unserer Trainerin sehr dankbar und hoffe das Sie weiter macht. Danke
Anni (Freitag, 30 Januar 2015 23:19)
Toller Bericht, tolle Unterstützung! Schön, dass dieser Zusammenhalt besteht! Das macht Mut, weiter durchzuhalten und für eine sinnvolle Regelung im ursprünglichen Sinne, nämlich für unsere Hunde, einzustehen!
Vielen Dank!
Linda Hildsberg (Montag, 02 Februar 2015 11:05)
Vielen, vielen Dank für diese waren Worte.