Zuallererst: Natürlich kann ich jetzt hier großartige Ratschläge geben, weil mein Baby ist BIS JETZT sehr entspannt. Aber NEIN, ich glaube nicht, dass das automatisch so ist, weil ich entspannt bin oder dass ich überhaupt viel dazu beigetragen habe. Man kann wohl Glück oder "Pech" mit dem Nachwuchs haben. Was allerdings in jedem Fall richtig ist: entspanntere Kinder, haben entspanntere Eltern :P
Ich hab gut Reden. Wir haben ein unheimlich unkompliziertes Kind. Sonst wären hier viele Dinge auch nicht so möglich, wie sie eben jetzt möglich sind. Es ist 22.00 Uhr und ich habe heute einen vollen Arbeitstag hinter mir, bin nun allein zu Hause mit dem Baby und habe 3/4 der aktuellen Womens Health, die heute erst im Briefkasten lag, schon gelesen. Allerdings kann das mit einem zweiten Kind schon völlig anders aussehen. Nicht jedes Kind schläft so oft durch. Vielleicht wird das nächste ja ganz quakig und schreit viel. (Deswegen verkneifen wir uns auch die No. 2 erstmal für unbestimmte Zeit :P ... auch wenn wir gern noch 10 Johannas hätten).
Einige Dinge helfen hier trotzdem im Kampf um ein entspanntes Zusammenleben. Was ich hier sowohl am Nachwuchs, als auch an den Hunden beobachten kann: desto entspannter wir sind, desto entspannter sind sie auch. Bedeutet, gerate ich in Stress, weil das Kind schreit, wundern sich die Hunde und stehen natürlich hinter mir und wollen gucken und wissen was mit mir und dem Baby los ist - nerven in dem Moment zusätzlich zum Babygeschrei und stressen mich noch mehr. - Ein Teufelskreis.
Das gleiche gilt für das Baby. Schreie ich die Hunde an, weil die irgendwelchen Mist gemacht haben, schreit auch Johanna. Schreit der Nachwuchs und ich bringe Unruhe in die Situation indem ich versuche das Baby bequem hinzulegen und hysterisch mehrere Positionen auszutesten, wie es gerne liegen möchte, wird das Kind nur noch lauter. Bleibe ich ruhig und streichle sie, schaukele ein bisschen und rede mit leiser Stimme oder singe (ja ich singe, das arme Kind), beruhigt sich auch Johanna irgendwann. Öfter mal tief durchatmen hilft also ungemein die Situation für alle zu entspannen.
Einen Tipp, den ich von einem Hundetrainer bekommen habe, wende ich übrigens abgewandelt auch auf Johanna an. "Wenn du dir sicher bist, dass das Kommando in dem Moment ignoriert wird und keinen Effekt hat, dann gib auch keins." Bedeutet: wenn ich weiß, der Hund ist am Spielen (die Situation lässt es zu) und kommt in dem Moment sowieso nicht, verkneife ich mir, ihn zu rufen, weil es sonst auch in anderen Situationen nicht mehr funktioniert. Außerdem spare ich mir so das unausweichliche Gemecker, weil der Hund nicht abrufbar war. Manchmal passiert es aber immer noch, dass ich trotz besseren Wissens sinnlos rufe - nobody is perfect.
Natürlich gebe ich dem Baby keine Kommandos und es bekommt auch keine Strafe, würde es eh nicht verstehen, wenn ich schimpfe. Aber ich verlange eben auch nichts, von dem ich weiß, dass es noch nicht funktioniert. Ein Beispiel: wir haben relativ früh festgestellt, dass der Milchzwerg nicht im Gitterbett schläft (Warum ist nur eine Vermutung - vielleicht hat sie da noch zu viel Platz und Angst vor dem vielen Raum???). Na gut. Dann schläft sie eben vorerst in ihrem Stubenwagen. Dort schläft sie, ich stresse sie nicht und verlange keine Dinge, die sie nicht will. So entsteht hoffentlich auch keine pauschale Angst vorm Bett und wir können immer mal wieder entspannt und ohne Druck versuchen sie ins große Bett zu legen. Wir bekommen nachts Schlaf, sind tagsüber also - suprise suprise - entspannt und Johanna keinen Schaden, weil sie in ihr Gitterbett gepackt wurde und dort schreien musste vor Angst oder was auch immer.
Natürlich kann man jetzt sagen, dass das alles inkonsequent ist und ich es mir sehr einfach mache. JA, mache ich auch. Aber so baue ich nicht unnötig Druck auf und mit dieser Herangehensweise haben wir auch schon den Schritt von unserem Bett in den Stubenwagen geschafft. Irgendwann war sie einfach bereit und hat drin geschlafen.
Funktioniert hier etwas nicht ohne Geschrei, suche ich nach Alternativen und Hilfsmitteln. Johanna wollte nicht in den Laufstall, weil sie nichts gesehen hat. Also habe ich ein Mobile gekauft, damit sie was zu gucken hat. Jetzt funktioniert es, sie auch mal dort abzulegen. Ich komme nicht zu meinem Hausputz, weil das Baby schreit und sich nicht ablegen lässt, also schnalle ich sie mir auf den Bauch und räume mit ihr den Geschirrspüler aus oder sauge Staub.
Es wird sicher auch Situationen geben, in denen solche Alternativen nicht möglich und sinnvoll sind. Wird sie sich irgendwann auf den Boden schmeißen, weil sie irgendetwas haben will, werde ich einen Teufel tun und ihr geben, was sie will. Dann schmeiße ich mich wahrscheinlich daneben und schreie mal 'ne Runde mit. Aber noch sehe ich keinen Grund uns alle zu stressen. Ich bin der tiefen Überzeugung, ein Baby kann man nicht erziehen. Sie hat ja bisher nur Grundbedürfnisse nach Schutz, Sicherheit, Nahrung und Schlaf. Das soll sie haben. - "Gib ihr, was sie will."
An alle Mamis mit Schreikindern, die zahnen, nichts essen wollen ... : Sorry, ich habe keinen schlauen Tipp. Wahrscheinlich werden wir hier auch noch in solche (nicht alltäglichen) Situationen kommen und bis jetzt habe ich nur den kleinen - wahrscheinlich schwachen - Trost, dass ich den Hut vor euch ziehe, weil ich wahrscheinlich hysterisch rumrennen und mit dem Kopf gegen die Wand laufen würde, wenn ich nicht weiter weiß. Bis jetzt kann ich klug reden, aber als Johanna hier einmal nur einen Pups quer sitzen hatte und mit richtigen Tränen geweint hat (macht sie sonst nie), war Schluss mit der Entspannung und ich aus lauter Verzweiflung kurz davor einfach mitzuheulen...
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