Mama sein verändert

Ich bin keine dieser Frauen, die sich schon immer ein Kind gewünscht hat. Die Pläne für mein Leben waren andere ... ein Studium, eine Karriere, Cocktailpartys ... alles andere wäre einfach gelogen. Nun bin ich tatsächlich Mama und ich muss sagen, ich habe bei keiner Weiterbildung und in keinem Workshop mehr über mich selbst gelernt als in den letzten Wochen. Ich bin erstaunt, was man alles schaffen kann, wozu ich in der Lage bin, wozu mein Körper in der Lage ist und mit wie wenig Schlaf man doch auskommen und trotzdem unglaublich glücklich sein kann.

Während meiner Schwangerschaft habe ich mir immer vorgenommen, mich nicht zu verändern und alles auch mit Baby einfach so weiter zu machen, wie bisher. Ich wollte auf keinen Fall, dass sich die ganze Welt nur noch um das Baby dreht.

Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gelungen. Die Hunde kommen hier nicht zu kurz (das war meine große Angst) ... der Papa auch nicht. Wir geben Johanna regelmäßig auch mal ab um hier etwas zu schaffen oder einfach auch mal was zu unternehmen. Mir wurde auch schon das ein oder andere Mal gesagt, ich hätte mich überhaupt nicht verändert, aber doch muss ich zugeben, ganz ist das nicht gelungen und das ist auch gut so.

Erst die unwichtigen Dinge: Was sich wirklich grundlegend verändert hat, ist der Inhalt meiner Handtasche: wo früher Bonbons, Make up, meine Geldbörse, mein Telefon und Taschentücher Platz fanden,müssen jetzt noch Wechselklamotten, Feuchttücher, eine Notfallwindel, ein Nuckel und eine Rassel mit reinpassen. Oh wie wichtig es mir war, dass ich die richtige Handtasche zum passenden Outfit trage. Mittlerweile nehme ich teilweise nur die Wickeltasche mit (ok, zugegebenermaßen ist die auch farbig abgestimmt auf den Kinderwagen und sehr chic) und packe meinen Kram noch zu Johannas Sachen dazu.

 

Das ich nicht einfach ins Auto steigen und Urlaub machen kann, ist schön länger so, da wir zwei Hunde haben. Hat sich also nicht viel dran geändert. Mittlerweile müssen wir nur noch mehr Kram mitschleppen, wenn wir mal eine Nacht außer Haus übernachten wollen. Über unsere Urlaubsplanung in diesem Jahr werde ich noch genauer berichten, die war abenteuerlich. Ich musste auch lernen zu verzichten: Geplant war es im Mai noch einmal nach Rumänien zu fahren. Natürlich ohne Baby. Die Mini ist allerdings zur Zeit so mamabezogen, dass es einfach nicht drin ist, sie länger als die 10 Stunden Arbeitstag mit dem Papa alleine zu lassen. So musste diese Reise auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

 

Ich hatte gehofft, dass mich das Baby irgendwie erdet und ruhiger macht. Das ist gar nicht passiert. Johanna macht alles mit, ist immer freundlich und kommt auch mit mehreren Terminen am Tag gut klar, solange ich ihre Schlafenszeiten (ja es gibt auch tagsüber welche) gut einplane. Ganz im Gegenteil. Das Baby entwickelt sich so schnell, dass ich fast nicht hinterherkomme und gar keine Zeit habe, mich an einen Zustand zu gewöhnen. Da habe ich mich gerade damit abgefunden, dass sie sich drehen und somit rollend fortbewegen kann, fängt sie schon an die nächste Sache zu üben und auszutesten. Stillstand kennen Babys irgendwie nicht.


Was mich auch sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass es gar kein Problem für mich ist, die Liebe vom Waupapa zu teilen. Das mag jetzt kindisch klingen, aber irgendwie fand ich früher den Gedanken sehr befremdlich, dass mein Mann mal mich und die Kinder liebt und sich nicht alles nur noch um mich dreht. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass sich meine Gedanken dann ja auch um die komplette Familie drehen ... lange Rede kurzer Sinn, es fühlt sich sogar sehr schön an, wenn der Waupapa die Mini ganz verliebt anschaut.

 

Ich bin ein Mensch, der (ich habe gehört, im Gegensatz zu einigen anderen) den Moment genießen kann. Ich kann einfach innehalten und feststellen, dass ich jetzt glücklich bin. Das finden viele Menschen erst im nachhinein heraus, dass sie in dem Moment glücklich waren. Ich weiß es genau in dem Moment und habe so die Möglichkeit es sofort zu genießen und komplett auszukosten. Seit Johanna auf der Welt ist, gibt es so viele dieser Momente, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Momente in denen ich sie und den Waupapa beobachte, Momente in denen wir kuscheln oder einfach zu dritt auf dem Bett liegen, Momente in denen sie sich freut mich zu sehen nach dem aufwachen ... diese Momente rücken den Fokus tatsächlich auch vom Berufsleben ein wenig mehr auf die Freizeit und das Familienleben. Diese Zeit mit Johanna als Baby wird so schnell vergehen und ich werde versuchen jeden dieser Momente aufzusaugen und mir zu merken. Zu Meetings und Messen kann ich auch später noch.

 

Es gibt aber auch eine Sache, die sich verändert hat, die ich wirklich hasse. Das hat eigentlich in dem Moment angefangen, in dem ich wusste, dass ich schwanger bin: Ich mache mir viel öfter Sorgen als früher. Sorgen darum, dass dem Baby etwas passieren könnte (sie könnte runterfallen, sie könnte sich erkälten, sie könnte krank werden ...), Sorgen darum, dass wir in finanzielle Schräglagen geraten könnten. Das ist unglaublich, denn solche Sorgen kannte ich früher nicht. Wir haben einfach in den Tag hineingelebt und wenn das Geld alle war, war es eben alle, am nächsten Monat gab es neues. Vielleicht liegt das an den Hormonen, diese Sorgen sind manchmal auch völlig irrational. Aber sie sind da und ich werde sie nicht los.

 

Krasser Sch*** ich bin jetzt Mama und das heute war mein erster Muttertag. Ganz unspektakulär eigentlich und alles hat sich auch so irgendwie schleichend verändert. Manchmal muss man nach dieser Veränderung suchen. Ich glaube, im großen und ganzen, bin ich erwachsen geworden. Naja, wollen wir nicht übertreiben - aber ein wenig erwachsener irgendwie schon.

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