47 Wochen ...

Der Alltag hat uns wieder. Unser Schützling hat heute seinen ersten Schultag und ich hoffe zukünftig auf ein wenig Routine. Der Urlaub war eigentlich dafür gedacht, hier am Haus alles winterfest zu machen: Tore streichen, Holzverkleidungen erneuern, Gartenmöbel wegpacken, Laub fegen ... all' das haben wir auch gemacht. Dieses bisschen "Qualitytime" wurde auch genutzt, um sich hier kennenzulernen, Zeit mit der Familie zu verbringen und unserem neuesten Familienmitglied die Umgebung zu zeigen ...

Heute morgen im Auto hatte ich ein eigenartiges Gespräch mit unserem Teenager. Er meinte, er hasst Routine. Ich habe kurz überlegt und festgestellt, dass das früher bei mir genauso war. Mittlerweile weiß ich - als Mama - einen routinierten Tagesablauf sehr zu schätzen. Ich bin alt und langweilig geworden. Das stelle ich ganz oft im Alltag mit diesem jungen Mann voller Träume und Hoffnungen fest. Nicht, dass ich keine mehr hätte, aber sie sind eben realistischer geworden:

... es ist Herbst. Die Mini wird bald ein Jahr alt und meine Elternzeit geht zu Ende. Nun muss ich mir langsam überlegen, wie ich Job und mein Mamadasein dauerhaft unter einen Hut bekomme. Der Elterngeld-Luxus ist bald vorbei. Wir haben uns trotzdem dagegen entschieden, die Mini in die Krippe zu geben.

Ein Vollzeitjob kommt also nicht in Frage. Das bedeutet, dass es erst einmal bei Teilzeitjob und Studium bleibt. Ich muss mir neue Dinge überlegen ... ich liebe es, mir neue Dinge und Projekte zu überlegen ... und werde berichten. Genug zu tun gibt es ja, aber irgendwie müssen wir ja auch finanziell überleben. I got bills ... lalalala

Aber kommt Zeit, kommt Rat.


Erstmal haben wir die letzte Woche wirklich sehr genossen. Bei traumhaftem Herbstwetter waren wir sehr oft draußen. Wir haben viele Ausflüge mit den Hunden unternommen. In den Wald, am Strand, am Kanal ... ich liebe diese Tage, an denen abends einfach nur alle platt, müde und zufrieden sind.

Alle zwei bis drei Wochen gehen wir Sonntags zum Frühstücksbowlen mit einem Freund meines Mannes und dessen Tochter. Dieses Mal waren wir zu sechst. Ich bin fest davon überzeugt, dass solche gemeinsamen Erlebnisse eine Familie ausmachen und zusammenschweißen.

Neben der Freizeitgestaltung war hier viel zu tun. Wir hatten unglaublich viel Papierkram zu erledigen in den letzten Tagen. Ich hatte zum ersten Mal Kontakt mit der Ausländerbehörde, mit einem Gymnasium (yeah, wir haben es geschafft. 9. Klasse - weil alle Beteiligten überzeugt davon waren, dass sich so am schnellsten Deutsch lernt und man dann weiter sehen kann).

Die Mini ist überall mit dabei. Ich denke auch viel darüber nach, was ein einjähriges Baby zum Geburtstag und zu Weihnachten braucht und versuche zu organisieren, dass hier keiner zu kurz kommt ... am Samstag hatte ich zum ersten Mal ein richtig schlechtes Gewissen. Wir waren in Hamburg (ich berichte gleich noch separat). Der Waupapa hat bei einem Spendenumzug mitgeholfen, also musste ich entweder daheim bleiben oder sie mitnehmen. ich entschied mich für Variante Nummer zwei ... Irgendwann war es ihr zu viel mit den ganzen anderen Kindern und Menschen, also haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Während der 2 Stunden langen Autofahrt musste ich anhalten, weil sie bitterlich geweint hat. Ich habe sie dann samt Babyschale nach vorne auf den Beifahrersitz geholt (Airbag natürlich abgeschaltet), damit sie mich sehen und ich Händchen halten kann. Aber sie war so unglaublich müde und voll mit neuen Eindrücken, dass sie noch 20 Minuten vor sich hingewimmert hat. Ich habe mich unglaublich schlecht gefühlt, weil ich uns die Fahrt zugemutet habe ... ließ sich ja aber in dem Moment nicht mehr ändern. Das schlechte Gewissen als Mami bekommt man irgendwie zur Geburt mit dazu. Heute chillen wir zu Hause und schmeißen den Haushalt.

 

Viele Menschen in unserer Umgebung haben uns in den letzten Tagen ihren Respekt ausgesprochen. Wir sind uns irgendwie gar nicht dessen bewusst, dass es so besonders ist jemanden aufzunehmen, der Hilfe braucht. So viele Familien helfen zur Zeit. Der einzige Unterschied: wir versuchen nebenher noch darüber zu berichten um anderen Menschen Mut zu machen und vielleicht zur Nachahmung anzuregen. ;)

Moment der Woche: Sonntagabend - wir haben fast alles geschafft, was auf der Liste stand. Den Rest bekommen wir auch neben dem alltaglichen Wahnsinn noch hin. Ein traumhaftes Gefühl und auch ein bisschen Vorfreude auf die Routine der nächsten Tage. Einen Tag später bin ich wieder mitten drin ... heute bringe ich den Haushalt auf Fordermann. Morgen geht es wieder arbeiten.

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