Die Sache mit der Kindererziehung ...

"Nobody is perfect" - ich in Sachen Kinder-Erziehung mal gar nicht.

Ja die Erziehung. Da kannst du so viele Ratgeber lesen, wie du möchtest. (Wir finden Jesper Juul übrigens toll, weil der nicht nur mit Wattebällchen wirft und "Ja und Amen" sagt.) Da kann man so viele Konzepte und gute Vorsätze haben, wie man will. Ich glaube irgendwann kommt jeder an seine Grenzen beim Thema Kindererziehung ... ja auch die perfekten Mütter vom Spielplatz mit ihren weiß gekleideten Kleinkindern, die immer sauber sind. Da bin ich mir sicher. Es wird keiner alles richtig machen. Das ist eben so.

 

Wie wir es so halten mit der Erziehung, hab ich heute mal aufgeschrieben. Ich bin kein Pädagoge ... und das ist auch gut so ;). Also lesen, nicht alles so ernst nehmen, ggf. drüber lachen. Bin auch gerne für Kritik und Anregungen offen ;)

Erziehungskonzepte Beispiel Jesper Juul
Jesper Juul "Leitwölfe sein" - einer von vielen Ratgebern, der hier liegt. Der Weg ist trotzdem unser eigener.

EIGENTLICH ist mein Kind ganz unkompliziert

Ehrlich, im Grunde kann ich mich nicht beschweren. Sie hat von Anfang an vernünftig geschlafen, kann alles, was sie in ihrem Alter können soll, vielleicht sogar ein bisschen mehr und ist draußen auch super niedlich. Draußen? - Ja genau, nur draußen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe zwei Kinder. Das eine außerhalb unseres Hauses: lieb zuvorkommend, sagt "Bitte" und "Danke", ist eher zurückhaltend und äußerst niedlich ... und dann habe ich noch den TEUFEL zu Hause: testet jede Grenze aus, ist etwas jähzornig und temperamentvoll (übrigens genau wie die Mami früher).

Von Psychologen (ja mit denen hat man Kontakt, wenn man zur Kur ist oder mit dem Jugendamt wegen der Pflegekinder zusammen arbeitet) habe ich mir sagen lassen, dass das ein super Zeichen ist, denn mein Kind fühlt sich in meiner Gegenwart sehr sicher und frei jede Grenze auszutestet. - Toll. Ganz toll.

"Erziehen heißt Vorleben, alles andere ist Dressieren."

Keine Ahnung von wem der Spruch ist, aber das ist unser Leitspruch hier zu Hause. Übrigens: Kindererziehung und Hundeerziehung haben rein gar nichts gemeinsam, außer die Tatsache, dass wir es mit Liebe und Konsequenz (und etwas gesundem Menschenverstand) tun. Denn zum einen hat keiner der Hunde, die je in diesem Haushalt gelebt haben, je versucht sich Bauklötze in die Ohren zu schieben, nachdem er gesehen hat, dass ich mir mit Q-Tips nach dem Duschen die Ohren trocken mache. ;) Zum anderen sind die Ziele komplett unterschiedlich. Ich will meine Hunde gar nicht zum selber denken und selbstständig sein erziehen. (Sorry, aber so ist es, die sollen hören, sich in vielen Situationen auskennen und Hunde sein, keine autarken Erwachsenen werden.)

Genau da ist das Problem in der Kinderziehung: Man muss so sehr aufpassen, was man tut und das den ganzen Tag. Die Mini ist jetzt fast zwei und im Grunde ist sie wie ein kleiner Spiegel. Nicht nur, dass sie mir sehr ähnlich sieht und auch in vielen Charakterzügen ähnelt. Sie macht mich zur Zeit auch ständig nach. Nicht um mich zu ärgern, aber um zu agieren, wie ein Erwachsener. Das ist meistens lustig, aber spätestens dann nicht mehr, wenn sie im Supermarkt kreischend den Papa beim Vornamen ruft, ... eben genau so, wie die Mama das zu Hause macht, wenn er nach dem dritten Mal immer noch nicht zur Kenntnis genommen hat, dass er gerufen wird.

Immer ernst bleiben

Mein Tipp: "3, 2, 1 ... ich bin ein Gänseblümchen." - Den Satz habe ich mir angewöhnt, wenn ich wirklich am Ende meiner Geduld bin. Während ich ihn aufsage, muss ich meistens selber schmunzeln, wie beknackt die Situation mal wieder ist. ;) ACHTUNG: dann bloß nicht lachen, denn wenn Mini denkt, ich finde die Situation komisch und sie hat mich zum Lachen gebracht, dann hört das nie auf.

Gelingt mir auch nicht. Die Mini kam nach einer Meinungsverschiedenheit zum Mittag (sie hatte mir das ungeliebte Gemüse vom Tisch geworfen, ich hab sie neben den Stuhl gestellt und gesagt sie isst dann nun eben nichts) mit dem Telefon an und meinte nur "Oma teflefon". Ehrlich, ich hätte mein Essen fast vor Lachen auf den Tisch gespruckt. Da wollte dieser kleine Teufel jetzt die Oma anrufen? Was passiert beim nächsten Mal? Verlangt sie einen Anwalt? Das war einfach nur zu lustig. Dann muss man aber auch einsehen, dass die Situation verloren ist. Wir haben dann alle gemeinsam weitergegessen. (So viel zu leeren Drohrungen...)

Geduld in der Erziehung

Ja die Sache mit der Geduld. Ich muss zugeben, ich bin nicht der geduldigste Mensch. Meistens funktioniert das mit der Geduld und dem Wissen darum, dass ich eben nicht sonderlich geduldig bin und mir die Zeit einfach bewusst nehmen muss, ganz gut. Wenn wir draußen sind und eben 2 Stunden für die Gassirunde brauchen anstatt 30 Minuten, dann ist das eben so. Die Mini muss schließlich ihre Umwelt erkunden. Wenn wir zur Zeit etwas länger zum Essen brauchen und zusätzliche Wäsche haben, weil Mini sich bekleckert, ist das kein Problem, denn sie muss es ja schließlich lernen. ABER: - Mütter und Väter von Kleinkindern werden das wissen - spätestens beim 23. Mal rufen nach dem Zubettgehen, bin ich ehrlich manchmal am Ende meiner Geduld. Da kann die Mini gar nichts dafür, denn sie muss zu 99,9 % tatsächlich noch mal auf's Töpfchen, wenn sie ins Babyphone "A-A" schreit. Trotzdem nervig.

Noch schlimmer, wenn du schon 5 Mal "NEIN" gesagt hast, auf die Frage, ob es zum Abendbrot nicht lieber Kekse geben kann und sie danach einfach los läuft und sich welche holt. - Keine Ahnung, ob Kinder das machen, weil sie austesten wollen, was dann passiert oder ob sie einfach nur die Kekse wollen (ich würde übrigens eher auf zweiteres tippen). - Es ist anstrengend und ich finde es auch sehr nervig, dass ich dann die böse Hexe sein muss, die das Kind zurück zum Tisch bringt und die Kekse außer Reichweite stellt.

Konsequenz in der Kindererziehung

Ja die Sache mit der Konsequenz. Manchmal ist das echt einfacher gesagt als getan. Natürlich weiß ich aus meiner täglichen Arbeit mit den drei Hunden, dass Konsequenz super wichtig ist. Woher soll das Kleinkind denn sonst wissen, wann es ein Brötchen gibt und wann nicht im Supermarkt. Wenn die Antwort nicht immer beim ersten Mal "JA" oder "NEIN" lautet, sondern manchmal auch nach dem 3. Mal nachfragen doch "JA". Dann brauche ich mich nicht wundern, wenn Mini an manchen Tagen auch fünf mal versucht mich von dem Brötchen zu überzeugen. (Das ist übrigens bei Hunden genau das gleiche System.)

Also versuche ich immer alles so straight wie möglcih zu handhaben, damit die Mini den Sinn oder zumindest die Gleichmäßigkeit in meinen Regeln auch erkennen und irgendwann durchschauen kann. Einfach ist das nicht immer. Ehrlich nicht.

Klare Grenzen

Gibt es hier um ehrlich zu sein noch nicht so viele. Die Mini muss noch nicht ständig gerade sitzen am Tisch und auch nicht nicht zwingend zu jedem freundlich sein. Sie ist ein Kind, da ist ehrlich manchmal sehr herzerfrischend. ABER: wir haben auch klare Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Zum Beispiel darf sie nicht an die Hundekörbe (Da ist CLIPPO) und es wird nicht geschlagen.

Hier herrscht allerdings in einigen Sachen auch keine Demokratie. Natürlich versuche ich den Willen meines Kindes zu stärken und sie in der Willensfindung zu unterstützen ... wenn sie bei 30 Grad Gummistiefel anziehen möchte, dann soll sie das doch tun, sie wird merken, dass es warm wird. Barfuss kann sie ja dann immer noch weitergehen zur Not. Oder ich nehme Sandalen in der Handtasche mit.

Sicherheits- und Gesundheitsrelevante Dinge entscheide allerdings ausschließlich ich. Das betrifft das tägliche Zähneputzen genau wie das Fahren im Reboarder (Ich muss immer schmunzeln, wenn ich höre, "mein Kind will nicht rückwärts fahren", weil mein Kind sich teilweise gar nicht anschnallen möchte. Was soll ich also machen?).

Natürlich kann ich der Mini erklären, dass sie Zähneputzen muss, weil die sonst irgendwann hässlich werden und weh tun. Ich kann ihr auch erklären, dass es sicherer ist und sie sich deshalb anschnallen muss. Aber abschätzen, was das wirklich bedeutet für sie und ihre Gesundheit kann sie nicht. Also entscheide ich und dann wird sie zur Not auch meckernd in den Sitz gedrückt und angeschnallt. Basta.

Konsequenz und Konsequenzen

Nächstes Ding. Drohungen auch umsetzen. Zuallererst, ich schlage das Kind nicht und versuche auch, ihr zu Erklären, wenn ich "Konsequenzen" auf eindeutiges Fehlverhalten einsetze. Das war am Anfang gerade für den Waupapa nicht einfach. Ich bin da tief in meinem Inneren wohl böse genug. Wenn ich einmal (und im Grunde ist dann das zweite mal auch schon zu viel) sage, dass man keine Personen mit dem Bobbycar rammt und dann beim 2. Mal androhe, dass Gefährt wegzunehmen, dann nehme ich es auch weg beim 3. Fehlversuch. Ich habe dann Verständnis für ihre Wut, dass es weg ist und sie nun zu Fuß gehen muss. Sie kann auch kommen und sich trösten und erklären lassen, wieso das nun so passiert ist. ABER: sie geht zu Fuß weiter.

Denn das allerschlimmste (aus Erfahrung) ist es, dass Bobbycar dann wieder hinzugeben, weil sie weint. Ehrlich liebe Eltern, dann seid ihr auf Dauer verloren. Glaubt mir. Der "Feind" ;) ist in diesem Fall nämlich gar nicht dumm und wird das schnell raus haben.

Bestechung ist keine Erziehung, hilft aber manchmal

Ehrlich, wenn ich meinem Kind anbiete, "wenn du jetzt Zähne putzt und Mama nachputzen lässt", dann lesen wir gleich in Ruhe gemeinsam ein Buch. Dann ist meine eigentliche Nachricht, dass Zähneputzen notwendig für Zahngesundheit ist, überhaupt gar nicht beim Kind angekommen. Aber: ich habe an diesem Abend durch Bestechung meine Nerven und die Nerven meines Kindes geschont (das natürlich die Zähne putzt, nicht damit die Zähne gesund bleiben, sondern damit es schnell ins Bett zum Kuscheln und Buch lesen geht).

Manche "Kämpfe" fechte ich dann nämlich lieber in einer ruhigen Minute aus, wenn die Mini nicht völlig übermüdet absolut genervt von meinem für sie überflüssigen Bettgehritual ist. Morgens zum Beispiel, kann ich ihr oft gut erklären, dass die Zähne schön sauber sind nach dem Putzen und noch mal in den Spiegel gucken etc.

 

Aber Vorsicht, wer besticht, wird erpressbar. Erpressen lasse ich mich nicht. Wenn es heute eine Wiener gibt, weil die Mini so lieb war beim Stadtbummel. Dann gibt es nicht morgen automatisch eine, damit sie lieb ist. Erst recht nicht, wenn die Wiener energisch verlangt wird. Dann gibt es aus Prinzip keine.... Hehe

Als Mama ist mir NICHTS peinlich

Natürlich ist es mir peinlich, wenn mein Kind in der Trotzphase Theater im Supermarkt macht und mich meine Mitmenschen mitleidig anschauen und sich wahrscheinlich denken, ich hab völlig versagt was die Erziehung betrifft (kann sein, weiß ich nicht). Aber auf keinen Fall, werde ich der Mini zeigen, dass es mir peinlich ist und noch weniger werde ich ihr deswegen - und nur damit sie Ruhe gibt - irgendetwas kaufen. Mein Motto, "erhobenen Hauptes und zur Not mit schreiendem Kleinkind am Bein zur Kasse." - Ja lacht nur, ist zweimal vorgekommen, seitdem weiß Mini, wer sich benimmt und auch mal ein "NEIN" akzeptiert, bekommt auch sein Brötchen zu gegebener Zeit. Ich bin gespannt, wie es dann wird, wenn es um Schokolade geht. Dann ist der Einsatz höher. ;)

Alles eine Phase

Bei wirklich allem (und ja, da müssen wir uns hier zu Hause auch manchmal dran erinnern gegenseitig), sollte man daran denken, man liebt sein Kind. Manchmal ganz tief im Inneren. Aber man liebt dieses Kind und diese Phasen vergehen.

Ja dann kommt die nächste Phase und von den beiden Großen weiß ich, dass die Pubertät auch noch mal "kein Geschenk" wird. Aber - und das mag jetzt schmalzig klingen, es ist trotzdem wahr - sie werden so schnell groß. Genießt die vielen kleinen nervigen und schönen Momente. Wenn es ganz bunt wird, hat man dann wenigstens beim Kaffee mit der Oma was zu erzählen.

 

Ob wir alles richtig machen, wissen wir leider erst, wenn die Kinder groß sind und ihre eigenen Wege gehen und selbst für die sind nicht alleine die Eltern verantwortlich. Zweifel packen sicherlich jeden Mal. Mich sogar ziemlich oft ;). Denn alles, was die Eltern so machen, hat ja nachhaltige Auswirkungen auf das Leben und das Wesen der Kinder. Aber im Grunde können wir Mamas und Papas nur Liebe und unser Bestes (nach gutem Gewissen) geben. Ein bisschen Glück ist auch dabei. In diesem Sinne. Weitermachen. Es lohnt sich.

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