Ich würde behaupten, wir sind eine sehr medienaffine Familie. Trotzdem oder gerade deswegen platzt mir oft die Krawatte, wenn ich sehe und höre, dass Eltern ihren Vorschulkindern oder gar Kleinkindern ein Tablet oder Handy kaufen. Das hat für mich leider, um ehrlich zu sein, auch wenig mit Medienerziehung zu tun.
Auf die Frage, wofür das denn gut sei, kommen immer wieder die selben oder ähnliche Antworten: Die Kinder wachsen doch damit auf. Wir überbrücken damit nur Wartezeiten beim Arzt, ich beschäftige mein Kind damit im Auto oder einfach, die Kinder sollen den Umgang mit moderner Technik lernen. Der ein oder andere denkt vielleicht auch, dass es eh unumgänglich ist.
Aber Hand auf's Herz, wer setzt sich wirklich mit dem Kind hin und lernt ihm den Umgang mit der Technik? Das eigene Tablet wird meist allein bespielt. Wie oft sehe ich Kids im Bus nicht nach draußen gucken, sondern auf die Monitore. Auch die kleinen. Das finde ich traurig.
Unsere Kids werden eine Generation sein, die natürlich mit Technikfortschritten aufwächst ... wie
übrigens schon die Generation vor ihnen. Trotzdem versuche ich, allen hier im Haushalt den Mehrwert an den Geräten zu vermitteln und nicht sie damit zu beschäftigen. Dazu braucht es kein eigenes
Tablet. Hier sind Digitalkameras vorhanden. Wir schauen die Bilder gemeinsam auf dem Fernseher an. Fragen werden auch mal mit Hilfe von Youtube-Videos beantwortet. Ja manchmal auch von den Minis,
weil Mamas Horizont eben auch manchmal beschränkt und das Wissen begrenzt ist. Das geht mit Google-Recherchen im Grundschulalter weiter, ...
natürlich sollen sie auch irgendwann frei mit den Geräten umgehen. Aber das hat doch noch etwas Zeit ... bei meinem Teenager (17) habe ich nur noch die Jugend-Sperre im Rechner und erfrage ab und an, was er so macht und mit wem er kontaktet. Noch ein Tipp weit ab vom eigentlichen Thema, denn wir haben den großen Fehler gemacht und zwar belehrt, aber aus Unwissenheit die Möglichkeit gelassen, Programme zu installieren (die üblichen Verdächtigen waren natürlich bekannt, auch das installieren, der restlichen Programme auf dem Computer ist mittlerweile gesperrt). Denn Filme streamen ist auch für Teenager illegal. Wir wurden abgemahnt. Unschöne Überraschung, wenn der Brief ins Haus flattert.
Wir spielen hier auch den ein oder anderen Spieleabend an der Wii oder der Playstation gemeinsam.
Wobei das schon länger her ist ;)
ABER: was das reine daddeln und beschäftigen mit einem Tablet angeht, so ist das hier zumindest für die Mini noch lange tabu. An wirklich schlimmen Tagen gucken wir hier eine Folge Benjamin Blümchen gemeinsam (ja wirklich gemeinsam, ich setze mich dazu und wir sprechen über Fragen, die irgendwie unweigerlich entstehen - keine Ahnung, wo Kinder immer ihre Fragen herzaubern ... und was für komische).
Autofahrten sind auch bei uns oft sehr nervig und die Mini langweilt sich. Aber auch das muss sie
lernen: dass man eben nicht 24 Std. - 7 Tage in der Woche entertaint wird. Gerade die Frage und Anwortspiele auch mit einer zweijährigen im Auto finde ich sehr erholsam im Vergleich zu den
Terminen, die an Start und Ziel stattfinden. Zumal auch hier eine Interaktion stattfindet: Mini fragt, Mama antwortet und umgekehrt ... (ich frage dann halt so kluge Dinge wie ... wie macht die
Katze, wie macht der Hund, welche Farbe hat unser Auto ... längere Pausen erreicht man mit Fragen, wie: wie macht der Hase oder wie macht der Fuchs :P). Das Kind lässt sich so auch sehr gut von
Wutausbrüchen wegen des Anschnallgurtes oder der runtergefallenen Flasche ablenken ;)
Ich arbeite von zu Hause aus ... natürlich wäre es manchmal einfacher, das Kind vor mein Tablet zu setzen, anstatt ihr 5 Mal zu sagen, dass die Mama noch nicht fertig ist und sie noch etwas malen/basteln/was weiß ich auch immer soll, bevor wir zusammen kochen. Aber ich halte die Suche nach Beschäftigung für außerordentlich wichtig und bin voller Hoffnung, dass diese Fähigkeit meiner Tochter (die mit Scheiß und Nerven antrainiert ist) mir das Leben auch später mal erleichtern wird.
Das gleiche gilt übrigens auch für Lernkomputer und das oft hoch gelobte TipToi (wobei ich das punktuell eingesetzt noch irgendwie spannend finde). Denn durch diese Spielzeuge gehen den Kindern wertvolle Fähigkeiten verloren bzw. es fehlt ihnen die Zeit sie zu erlernen. Die Interaktion mit Menschen und das Sprechen kommt einfach zu kurz. - Um durch Fotos zu Swipen und mal ein Video zu schauen, braucht es kien eigenes Tablet ... wer schon unbedingt elektronisch kaufen will, der sollte über eine Kamera oder ähnliches nachdenken (vielleicht ist ja ein zukünftiger Fotograf dabei). Am besten ist immer noch: geht raus ... bei jedem Wetter :P
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