Leben mit schwierigem Hund

Das Hundekind Abby hat zu einer Blogparade aufgerufen: "Leben mit schwierigem Hund". Nun könnte man meinen, da kann die Waumama ein ganzes Buch schreiben. Aber irgendwie kann sie das nicht. Natürlich, würde ich die Hunde manchmal gerne ... (zensiert). Ich würde trotzdem behaupten, ich habe keinen schwierigen Hund. Wieso genau?

Was ist denn ein schwieriger Hund? Ich habe drei familientaugliche Hunde, die mit einem Kleinkind, einer Katze und einem Frauchen zusammenleben, welches übrigens für einen Dobermann im Grunde viel zu wenig Ruhe ausstrahlt. Trotzdem klappt das wunderbar. Baustellen haben die meisten (sowohl Menschen, als auch Hunde haben nun mal Macken), aber wirklich schwierige Hunde haben andere ... Simone zum Beispiel, sie resozialisiert Dobermänner. Ach - ich glaube selbst sie würde wahrscheinlich behaupten, sie hat keine schwierigen Hunde, sondern Hunde, die mit schwierigen Menschen zu tun hatten ;)

Ja wir nehmen immer mal wieder einen Tierschutzhund zu uns. Der letzte Neuzugang war Buster und ich würde glatt behaupten, dass einige seiner Vorbesitzer tatsächlich behaupten würden, der wäre schwierig gewesen. Ich kann sagen, nein ist er nicht.

Aber etwas anderes ist mir aufgefallen: wir verlangen unseren Hunden viel ab. Sie sollen im Restaurant unter'm Tisch liegen während wir Essen, alleine zu Hause auf uns warten, ruhig an der Leine gehen, Katzen und Kinder lieben, mit anderen Hunden spielen und verträglich sein. Sie sollen Kunststückchen machen und ... wenn sie das alles nicht können, dann sind sie schnell schwierig und im schlimmsten Fall am Ende gar lästig.

Natürlich gibt es Hunde, die all' das können, die sind dann nicht schwierig. Aber glaubt mir, das können sie nicht von Geburt an. In Buster habe ich nun einen Vertreter, der mehrmals zurückgegeben wurde, weil er eben all' das nicht von Geburt an konnte. Erst letzte Woche habe ich eine Anzeige gelesen, in der ein fünf Monate alter Dobermann abgegeben werden sollte, weil er allein Zuhaus "Theater machte". Aber was erwartet man von einem Baby, einem Kind und einem Teenager? Ähnlich funktioniert das auch mit dem Hund. Sie müssen lernen. Sie können lernen und wollen lernen. Aber dann muss der Mensch sich auch dran machen, es ihnen beizubringen. Step by Step.

Ein Hund mit Vorgeschichte

Wer sich dazu entscheidet einen Hund mit Vorgeschichte zu sich zu nehmen, der entscheidet sich auch dafür zeitweise oder auch ein Hundeleben lang Kompromisse einzugehen. (Ach im Grunde muss das jeder, der sich einen Hund anschafft).

Wir hatten anfangs mit Buster quasi einen Jackpot gezogen: Blieb nicht allein Zuhause, wollte nicht ohne Geschrei Autofahren und beim Gassigehen an der kurzen Leine zog er mit seinen 30 Kilo einfach nur dahin, wo er gerne wollte und ging dann auch gerne mal den ein oder anderen anderen Hund an. Zusätzlich dazu, pieselte er mir in den Flur. Ständig. Zauberhaft, so macht Hundehaltung Spaß. Die ersten 8 (??? ich weiß es gar nicht mehr genau) Wochen haben wir unten auf der Couch geschlafen. Ich, weil Buster nicht alleine unten blieb mit den anderen Hunden, der Waupapa aus Solidarität. Für all' die Baustellen, konnte dieser Hund nun wirklich nichts, denn was will man erwarten von einem Hund, der die ersten Monate seinen Lebens nur hin- und hergeschubst wurde? - Ja, Verlustängste. Das alles ist Geschichte nach einem halben Jahr. Eine Baustelle bleibt ... ich traue ihm noch nicht mit anderen Hunden und bekomme jedes Mal nen Herzinfarkt, wenn ein Hund uns entgegenkommt und er an der Leine ist. Aber das ist mittlerweile einzig und allein MEINE Baustelle, die muss ich beheben und ich arbeite dran. Dann hab ich 'nen fast perfekten Hund, mit dem ich demnächst hoffentlich auch radfahren kann :D

Schwierigkeiten mit dem Hund oft selbst gemacht

Natürlich könnte ich jetzt auch die Macken aufzählen, die alle hier haben. Emma ist furchtbar verfressen, Buster teilweise nur schwer ansprechbar, wenn andere Hunde in der Nähe sind und Jill ... naja - ich schiebe es mal auf Altersdemenz und Schwerhörigkeit, aber glaubt mir, die Chipstüte hört sie, selbst wenn sie gerade im Garten ist. Das alles sind Macken und Schwierigkeiten, die ich mit den Chaoten habe und mit denen ich leben muss - oder eben versuchen es abzutrainieren (anders zu konditionieren - der sprachgewandte Hundetrainer verzeihe mir an dieser Stelle). Was ich aber auf keinen Fall möchte: den Anschein erwecken, als wären das alles Problemchen, die daraus entstehen, dass bei meinen Hunden etwas schief gelaufen oder mit ihnen etwas nicht richtig ist. Manchmal fehlt es auch nur an einem: Verständnis vom Hundehalter. Schon mal versucht einer 81jährigen zu erklären, was sie tun und lassen soll? So alt ist Jill laut Umrechnung in Menschjahre. Wenn ich ihr abends sage, sie soll noch mal aus ihrem Körbchen aufstehen, dann höre ich nur noch ein zickiges Stönen, was so viel heißen soll wie L*** m*** a** A****. - Mein Hund zeigt in dem Moment absolut gar keinen Gehorsam, nicht mal im Ansatz, ... und ... das ist für mich völlig OK so.

 

Ein anderer Aspekt: einige Schwierigkeiten mit Hunden könnten bereits im Ansatz vermieden werden, wenn sich die Menschen nicht nur mit dem Aussehen des gewünschten Hundes beschäftigen würden, sondern mit den rasse- und herkunftspezifischen Eigenschaften. Oft sind die Erwartungen und die Wünsche weit weg von dem, was die natürliche Veranlagung des Hundes zu bieten hat und auch verlangt.

Mal im Ernst, wenn ich Probleme höre wie "mein Aussi bellt andauernd", "mein Deutsch Drahthaar hat nen Jagdinstinkt" oder eben auch "mein Schnäppchenhund aus einer Kellerzucht kennt nichts und reagiert auf alles nervös", dann ... nehmt es mir nicht übel, muss ich nur schmunzeln. Natürlich kann man an allem arbeiten, aber dazu muss man dann von anfang an auch gewillt und vorbereitet sein.

Keine Frage, Baustellen haben meine Hunde genug. Wer Busters Geschichte hier mitverfolgt hat, der weiß, dass wir immer noch weit weg von Perfektion sind. Aber: ich wusste worauf ich mich einlasse und ich weiß auch, ich habe mit ihm einen Teenager zu Hause, der in seiner geistigen und in der körperlichen Entwicklung längst noch nicht fertig ist. Aber deshalb ist er kein schwieriger Hund, er ist ein ganz normaler Dobermann, der eben gerade pubertiert und dem auch manchmal die E*** etwas zu Kopf steigen. Zu einer 14jährigen, die ihre Mutter mal anzickt, sagt doch auch keiner, sie ist sei schwererziehbar? Das heißt nicht, dass die Mutter keine Konsequenzen ziehen und Erziehungsmaßnahmen einleiten darf. Aber es heißt eben auch, es ist in einem gewissen Rahmen einfach normal.

Egal was wir alle unter einem schwierigen Hund verstehen, eines sollten wir nicht vergessen. Nicht nur wir müssen mit dem schwierigen Hund leben, sondern auch er mit uns ... und manches ist halt vielleicht auch einfach zu einer bestimmten Lebenszeit oder einem bestimmten Zeitpunkt zu viel verlangt.

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Kommentare: 3
  • #1

    Victoria und Beagle Timmy (Montag, 10 April 2017 06:31)

    Guten Morgen!
    Freut mich, dass ihr ebenfalls etwas zum Thema geschrieben habt. Und so "schwierig" ist deine Meinung doch gar nicht :-) Ich finde es wirklich spannend, wie sehr die Definition des Wortes "schwierig" auseinander gehen. Ich hab ebenfalls eine Bekannte, die Hunde resozialisiert. Im Vergleich zu den dortigen Hunden ist unser Timmy ein Engel und ich zolle ihr höchsten Respekt für Ihre Arbeit. Aber wie du schon sagst: Viele von den Problemen sind selbst gemacht und einen Hund als schwierig zu bezeichnen, weil er Rasse typisches Verhalten zeigt... Mhmmmm. Beagles bleiben nicht gern allein, dass weiß man wenn man sich mit der Rasse beschäftigt und dennoch werden viele aus diesem Grund abgeben. Das gleiche gilt für den Jagdtrieb. Das wären für mich auch nie Gründe, meinen Hund als schwierig zu bezeichnen sondern das ich daran arbeiten muss. Es bedeutet vielleicht Hürden im Zusammenleben (wie bei uns das Alleine bleiben) aber das alleine macht ihn nicht schwierig, man muss daran arbeiten. Und manchmal muss man eben an sich selbst arbeiten und lernen, seinen Hund besser zu verstehen. Den Fehler haben ja auch wir gemacht.

    Ich finde deine Sicht jedenfalls sehr interessant und gehe damit absolut konform.

    Liebe grüße von Victoria und Timmy

  • #2

    Lena & Lilly (Montag, 08 Mai 2017 13:31)

    Ich finde es schön, dass Du sein Verhalten verstehst und ihn nicht als schwierig abstempelst. Sicher gibt es einfachere Zeiten als einen pubertierenden Hund zu haben, aber ein Problemhund ist er darum ja noch lange nicht. Schwierig ist am Ende wohl nie der Hund, sondern der Mensch der sich schwer tut darauf einzulassen.

    Liebe Grüße
    Lena

  • #3

    Anna (Dienstag, 03 November 2020 08:40)

    Hallo.
    Wir haben vor einiger Zeit eine Hündin zu uns aufgenommen. (Rhodesian Ridgeback, 7Jahre).
    Zu ihrer Vorgesichte: Thesa stammt aus sehr schlechten Verhältnissen. Sie war abgemagert, hat schlechtes Futter bekommen und niemand hat sich je so richtig um sie gekümmert.
    Als wir sie zu uns geholt haben, hat sie uns kaum beachtet, weil sie das umhergereiche gewohnt war. Mittlerweile weicht sie ein nicht von der Seite und alles ist sehr harmonisch. Sie ist kinderlieb, versteht sich mit anderen Hunden, Katzen usw..
    Nun gibt es allerdings ein Problem, was manch einer als :"schwierigen Hund" abstempeln würde.
    Thesa hat von Anfang an Türen und Fenster aufgemacht, sobald wir nicht da waren, beispielsweise zum einkaufen. Ich denke sie hat große Verlustängste. Nun, nachdem ich 1 Jahr in elternzeit war und wieder arbeiten gehe, wissen wir nicht ganz so recht wie wir sind in der wohnung halten können und einfach darauf vertrauen, dass sie keine Türen und Fenster aufmacht und teilweise komplett zerstört, können wir nicht.
    Selbstverständlich haben wir alles zeitmäßig angepasst, da sie enorm viel auslauf braucht und nicht den ganzen Tag drinne ist, aber 24h kann man leider nicht da sein.
    Würde mich über Ideen und Ratschläge sehr freuen.
    Liebe Grüße
    Anna