Wir hatten gestern ein im Grunde banales, aber für mich doch sehr einschneidendes Erlebnis: wir haben zu dritt Bilder in einem Fotoautomaten gemacht und eines davon ausgedruckt. Die Mini hat es bekommen, um es an ihre Fotowand im Kinderzimmer zu kleben. Beim Einsteigen ins Auto, ist es ihr runtergefallen und davon geweht. Es war auch nach einer durchaus ernst gemeinten Suche im Dunkeln einfach unauffindbar. Wir haben dann beschlossen, dass wir beim nächsten Einkauf ein neues machen. Die Mini hat bitterlich geweint und ich muss zugeben, auch ich war traurig ... gar nicht mal zwingend weil das Foto unwiederbringlich verloren war, aber wegen einer Erkenntnis, die irgendwie damit zusammen hing:
In dem Moment, wenn man so ein kleines Menschenbündel das erste Mal in den Händen hält, schwört man sich selbst, dass man alles Unheil dieser Welt von ihm fernhalten und es für immer vor negativen Dingen beschützen will. Gut vier Jahre später muss ich feststellen, dass das nicht immer geht.
Anfangs kann Mama noch jedes Problemchen fixen. Hatte die Mini Durst, bekam sie etwas zu trinken, war die Windel voll, wurde sie gewechselt, war es langweilig, wurde eben gespielt. Enttäuschungen gab es zwar auch da schon, wenn mal nicht genug Zeit war, aber im großen und ganzen, blieben die böse Welt und ihre gemeinen kleinen Missgeschicke außerhalb unserer Blubberblase. Doch das ändert sich im Laufe der Zeit ... das mag ganz normal sein, aber es bricht mir ab und an mein Mamaherz.
Es sind ganz viele kleine Dinge, die teils aus pädagogischer Sicht, teils weil sie einfach unmöglich oder unabänderlich sind, verhindern, dass ich meine kleine Mini, die ich doch immer beschützen wollte, vor Niederlagen und Enttäuschungen bewahre ... ein Pflegehund, der wieder auszieht, ein Foto, das im Sturm davon weht oder auch einfach irgendein Wunsch, der nicht erfüllt wird. Sei es, weil er einfach nicht zu erfüllen ist oder weil es einfach manchmal auch keinen Sinn macht jeden Wunsch zu erfüllen.
Natürlich ist es so, dass Kinder Lernen müssen, mit Enttäuschungen und Niederlagen umzugehen. Dazu gehört es auch mal traurig zu sein. Das hat ja gewissermaßen auch einen Lerneffekt, den man nicht unterschätzen sollte. Aber es zerreißt mir mein verweichlichtes Mutterherz.
Nun hier die harte Erkenntnis: das wird so weiter gehen. Dieses gefühl bekommt man quasi genau wie das der Angst um die Kinder (darüber hatte ich bereits geschrieben) einfach mitgeliefert. Da wird sie irgendwann ihre erste 4 in der Schule haben, irgendetwas nicht können, jemand wird gemein zu ihr sein und vom ersten Liebeskummer mal ganz abgesehen. Man steht als Mama auf der Reservebank, kann nur anfeuern und begleiten, eingreifen oder das Unheil abwenden, kann man eben nicht. Das alles beim eigenen Baby, was man doch beschützen und vor Unheil bewahren wollte. Mama sein ist manchmal echt kein Geschenk. Ich muss das definitiv noch etwas üben ...