Wart ihr schon mal in einem Unverpacktladen? Ich muss zugeben, den ersten habe ich erst vor ein paar Wochen besucht. Ich liebe die Müslispender und möchte die auch für unsere Küche haben. Das Konzept finde ich auf den ersten Blick super. Aber tiefer habe ich mich mit dem Thema bisher nicht beschäftigt. Elisabeth Wagener eröffnet demnächst einen in Wilhelmshaven und ich durfte ihr ein paar Fragen stellen:
Hallo Elisabeth, stellst du dich und dein Projekt kurz vor?
Ich bin Elisabeth, 28 Jahre alt und habe im März mein Studium im Bereich der nachhaltigen Wirtschaft beendet. Zur Zeit arbeite ich daran Wilhelmshavens ersten Unverpacktladen zu eröffnen, mit dem Namen: Thalassophil – mehr als unverpackt. Thalassophil heißt soviel wie „die Zuneigung zum Meer“, was sowohl gut zur Hafenstadt passt, als auch zu dem Ziel die Müllmengen in den Meeren nicht weiter zu vergrößern.
Was können wir uns unter einem Unverpacktladen vorstellen?
In einem Unverpacktladen gibt es keine überflüssigen Einwegverpackungen um die Produkte. Es gibt Spender, Gläser und andere Behältnisse, in denen die Waren in großen Mengen im Laden angeboten werden. Die Kundschaft bringt eigene Gefäße wie Gläser, Beutel oder Dosen mit und füllt sich die benötigten Mengen an Lebensmitteln ganz einfach ab. An der Kasse wird dann das Leergewicht der Behälter wieder abgezogen, es fallen also keine zusätzlichen Kosten dafür an. Zusätzlich zu Lebensmitteln werde ich aber auch Hygiene- und Haushaltsartikel anbieten, sodass möglichst viele Produkte verpackungsfrei eingekauft werden können.
Woher kommen die Produkte für den Laden und wie sind die verpackt, wenn sie bei dir ankommen?
Viele Produkte werde ich zu Beginn bei Großhändlern bestellen. Diese kommen entweder in Pfandeimern oder in Papierverpackungen bei mir an. Ganz müllfrei wird es also nicht funktionieren. Allerdings möchte ich komplett auf Plastik verzichten. Zudem fällt deutlich weniger Müll an, da ich Großgebinde von mehreren Kilo einkaufe und keine kleinen Einzelverpackungen dabei anfallen. Wenn Thalassophil erst einmal angelaufen ist, möchte ich unbedingt möglichst regional werden und mit lokalen Bauernhöfen schauen welche unverpackten Möglichkeiten wir gemeinsam erarbeiten können. Das spart dann zusätzlich nochmal Transportkosten.
Wie bist du auf die Idee mit dem Unverpacktladen gekommen?
In den Monaten meiner Masterarbeit kam bereits der Gedanke auf mich selbstständig zu machen, weil ich darin die größte Möglichkeit sah tatsächlich etwas im Leben zu verändern. Die Idee mit dem Unverpacktladen Thalassophil kam dann, als mir und meinem Partner auffiel, wie viel Müll wir eigentlich mit wöchentlichen Lebensmitteleinkäufen produzierten und dass wir keine Alternative vor Ort finden konnten. Daher wollte ich dann selbst aktiv werden und allen eine Lösung anbieten.
Wirst du selbst im Laden stehen?
Da ich ein Einzelunternehmen gründen möchte, werde ich vor allem zu Beginn möglichst viel selbst machen und natürlich auch im Laden den Verkauf regeln. Das ist mir aber auch abseits der Arbeit ein wichtiges Anliegen, um meine Kundschaft kennenzulernen und auch in einen Austausch über Müllvermeidung und Nachhaltigkeit gehen zu können.
Warum sollten wir alle bei dir einkaufen?
Zum Schutze der Umwelt. Jeder Einkauf bei Thalassophil spart Müll, der bei anderen Einkäufen anfallen würde. Zudem möchte ich möglichst regionale Produkte anbieten und auf ökologische Landwirtschaft achten. Meine Waren werden zum größten Teil vegan sein. Das alles sind Punkte, die einen direkten Einfluss auf die Umwelt haben und somit einen Beitrag zu ihrem Schutz leisten können. Neben dem Verkauf möchte ich auch soziale Aspekte mit einbringen. Dafür ist vor allem eine Café-Ecke wichtig, die eine Möglichkeit zum Austausch bietet. Ich möchte einen Fairteiler aufstellen in dem gerettete Lebensmittel eingelagert und mitgenommen werden können. Eine Tauschecke soll nicht mehr genutzte Dinge wie Kleidung und Büchern an neue Besitzer*innen verteilen.
Gerade läuft eine Crowdfundingkampagne für Thalassophil. Was passiert mit dem gesammelten Geld?
Genau, bei Startnext sind bereits über 10.000€ von der Crowd zusammengekommen. Das Geld fließt zum einen natürlich in die gebuchten Dankeschöns meiner Unterstützer*innen, damit ich ihnen meine Dankbarkeit zeigen kann. Das was dann übrig ist, fließt direkt in die Gestaltung des Ladens. Ich kaufe also von dem Geld Möbel, Geräte und natürlich die Waren, die eingekauft werden können.
Hast du noch einen Tipp für eine nachhaltige Haushaltsführung für uns? Worauf sollte man außer auf wenig Verpackung noch achten?
Wichtig ist, dass man irgendwo einfach mal anfängt. Es gibt ganz verschiedene Bereiche, in denen man viel erreichen kann. Allgemein hilft es weniger zu konsumieren. Vielleicht die Dinge, die man wirklich braucht, gebraucht kaufen, oder aber selten mal etwas qualitativ Hochwertiges neu kaufen. Bei der Kleidung kann man auf Faire Mode achten und damit Arbeitsbedingungen verbessern. Ein weiterer Schritt ist der Wechsel zu Ökostrom und -gas, aber auch zu einer nachhaltigen Bank, einem nachhaltigen E-Mail- und Telefonanbieter. Bei Lebensmitteln ist es ein wichtiger Schritt zur Nachhaltigkeit weniger Tierprodukte zu kaufen und am besten auf Faitrade und Bio zu achten.
Man darf sich einfach nicht abschrecken lassen und sollte sich nicht mit anderen vergleichen. Viel besser ist den eigenen Fortschritt zu beurteilen und zu sehen was man schon alles geschafft hat. Jeder kleine Schritt zählt und jedes nicht gekaufte Schnitzel, jedes fair gekaufte T-Shirt machen einen Unterschied. Es geht nicht um Perfektion, sondern dass möglichst viele mit ihren ganz persönlichen Möglichkeiten versuchen nachhaltig zu handeln.
Ich werde hier aktualisieren, sobald eine Adresse für den geplanten laden feststeht, damit ihr auch die Chance habt, den Laden mal live zu sehen. Bis dahin drücke ich Elisabeth die Daumen für noch mehr großartige Unterstützung bei Startnext und wünsche gute Nerven bei der Gründung.