Ja, ... dieses Jahr war anders als alle Jahre davor und das wohl für die meisten Menschen in unserem Umfeld. Wir sagen Danke und freuen uns auf 2021. Aber hier vorher noch mein Fazit
2020: Über "Abschied für immer", die wunderbaren und traurigen Seiten der Bereitschaftspflege, eine Babyprinzessin, viel mehr Familienzeit als erwartet und das Ende der Planbarkeit überhaupt
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Ein Abschied
Ich musste sie dieses Jahr gehen lassen, meinen Seelenhund, meine Jill. Das war die schwerste Entscheidung, die ich je treffen musste. Mein Herz ist gebrochen. Ich habe es immer noch nicht geschafft, ihr Halsband aus der Tüte zu nehmen, die ich aus dem Krematorium mitbekommen habe. Trotzdem bin ich dankbar über viele Jahre, über jede Minute die ich mit ihr verbringen durfte. Sie hat mich durch das turbulente Studienleben, die Agenturzeit in Hamburg und die Familiengründung begleitet ... sie hat viele "Familienmitglieder" kommen und gehen sehen. Sie hat mit mir gemeinsam vielen Hunden in ein besseres Leben geholfen. Sie war meine Konstante. Jetzt ist sie weg ... ohne Fazit: Sie fehlt.
Ein Kind auf Zeit
Dieses Jahr wurde mir nicht nur einmal das Herz gebrochen. Es lebten 2020 drei Bereitschaftspflegekinder mal kürzer, mal länger in unserer Familie. Wir sind Kummer gewohnt, was das betrifft. Der Sinn der Bereitschaftspflege ist es nun mal, dass die Kids wieder gehen. Manchmal ist das eine Erleichterung, manchmal ist das sehr traurig. Ein kleiner Gast hat unsere Herzen im Sturm erobert, war länger hier, als wir es sonst gewohnt sind, war jünger als alle bisherigen Pflegekinder und hat uns sehr gefordert. Ich habe Rotz und Wasser geheult an dem Tag, als wir ihn in seine Dauerpflegefamilie verabschiedet haben ... wir sind mit seiner Familie in Kontakt, werden ihn allerdings sicherlich nicht so schnell - außer auf Bildern, die wir regelmäßig bekommen - wiedersehen. Denn er ist da ja gerade mal so lange, wie er bei uns gelebt hat. Er hat eine tolle Pflegefamilie gefunden, in der er nun ungestört ankommen kann. Fazit: EIGENTLICH möchte ich/möchten wir keine so kleinen Pflegekinder mehr (wenn wir angerufen werden und unsere Hilfe gebraucht wird, werden wir sie allerdings sicherlich nicht verweigern können)
Eine Schwangerschaft in Zeiten von Corona
ANDERS - Das war es: Lars durfte seit März zu keiner Untersuchung mitkommen. Kein Ultraschall, kein CTG. Die meisten Bilder, die meisten Herztöne der Babyprinzessin habe ich alleine gehört und gesehen. Das tat mir besonders Leid für Lars, aber noch mehr für alle, die zum ersten Mal Eltern geworden sind in diesem Jahr. Wir hatten aber auch in zwei Sachen Glück. Zum einen war ich im Beschäftigungsverbot und hatte so viel Zeit mit den beiden großen Geschwistern und einen tollen Sommer weit ab vom Corona-Chaos. Zum anderen hätte es schlimmer kommen können. Denn im September war die Situation entspannter und Lars durfte mich zur Geburt begleiten. Die war dann auch anders als geplant - ein Kaiserschnitt. Fazit: tolles Ergebnis - ein kleiner Mensch und die Erkenntnis, dass die Liebe auch beim "dritten" kein Stück kleiner ist.
Das dritte Kind
Das mit dem dritten Kind ist so eine Sache. Für das Umfeld ist es schon nichts besonderes mehr. Das merkt man bei den Nachfragen in der Schwangerschaft und auch bei der Reaktion der Freunde, wenn man es verkündet und vorstellt. Aber bitte Leute: für die Familie selbst ist es ein kleines Wunder, wie die beiden ersten auch. Mein Fazit: Ich werde mir mit den 2., 3., 4., 5., ... Kindern bei der Begrüßung wieder mehr Mühe geben, auch wenn hier viel los ist und fange damit nächste Woche gleich an!
Pläne? - Kannst du Vergessen!
Kaiserschnitt hatte keiner geplant. Die ein oder andere berufliche Veränderung hier auch nicht. Ich denke nicht, dass wir die einzigen sind, deren Pläne Corona durchkreuzt hat. Hätte mir jemand erzählt, dass eine Pandemie die Welt in Atem halten wird dieses Jahr, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Eigentlich wollten wir, während der Elternzeit von der Babyprinzessin, Nordlichter sehen. Ich glaube, den Plan können wir knicken. Dafür haben wir die Zeit für kleinere Ausflüge mit dem Dachzelt genutzt, waren am Badesee, haben viel geschafft im Garten und hatten einen tollen Sommer daheim. Ich habe, wie jedes Jahr, nur die Hälfte der Dinge geschafft, die ich mir so vorgenommen hatte zum Ende hin. Aber gut, ich weiß auch, dass das eindeutig daran liegt, dass wir uns einfach oft zu viel vornehmen ... und es geht ja nahtlos weiter im Januar (Umbau, Ausmisten, Hundetraining, Kindererziehung)... Fazit: lockerer planen und einfach flexibel bleiben.
Ein Jahr in dem sich Prioritäten ändern
Gestartet sind wir mit viel Arbeit und einem Alltag, der viel viel schneller und turbulenter war, als der von heute. Mittlerweile weiß ich den Garten und die Wohnlage hier echt zu schätzen - das entschleunigte Leben auch. Es ist anstrengend, aber sehr schön, so viel Zeit mit den Kids zu verbringen und alle daheim zu haben.
Ich habe mir vorher wenig Gedanken über Gesundheit gemacht. Seit diesem Jahr, dem wilden Kaiserschnitt, den Sorgen um das Babymädchen und natürlich Corona, macht man es dann doch. ... Fazit: Scheiß auf Geld und Ruhm, wenn du gesund bist und eine tolle Familie und wunderbare Freunde hast, bist du ein glücklicher Mensch. - Vergisst man schnell.
Für 2021 wünsche ich mir natürlich, dass wieder Normalität einkehrt: Kindergeburtstage, Familieneinkäufe, Babyschwimmen, Turnen, Kinobesuche, Festivals und Gartenpartys. Aber bitte nicht zu viel davon. Denn irgendwie merkt man erst in solchen Zeiten, auf was es ankommt. Dieses Jahr war für uns auch Zeit mal einfach Wolken anzuschauen und durchzuatmen.